Wer an die biologische Vielfalt denkt, hat oft schlicht das romantische Bild blühender Wiesen und rauschender Bäche vor Augen. Das Biodiversität allerdings viel mehr bedeutet und einen erheblichen Einfluss auf unser aller Leben hat, ist mittlerweile unumstritten. So benötigen wir die Vielfalt der Arten nicht nur direkt sowie indirekt als Nahrungsgrundlage, beispielsweise zum Bestäuben unserer Nutzpflanzen, sondern auch um Wasser, Luft und Böden in einen sauberen und fruchtbaren Zustand zu versetzen. Die Erhaltung unserer vielfältigen heimischen Tier- und Pflanzenarten ist daher nicht nur zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen und der Stabilität der Ökosysteme von größter Bedeutung, sondern auch unter ökonomischen Gesichtspunkten dringend erforderlich. Und gerade in unserer ländlich geprägten Gegend wird schnell klar, dass dieses Problem direkt vor unserer Tür liegt und auch hier angegangen werden muss. So wurde bereits im Februar dieses Jahres in der Fragestunde der Kreistagssitzung durch eine mündliche Frage des grünen Fraktionsmitglieds Dr. Peter Koswig deutlich, dass das Artensterben im Landkreis bereits in vollem Gange ist. Es wurde nach der Anzahl der Kiebitzbruten im Landkreis aus der jüngsten Zeit gefragt. Die erschütternde Antwort darauf war, dass nicht mehr ein einziger dieses beeindruckenden Vogels im Landkreis brütet. Im Vergleich dazu waren es allein im Raum Korbach 1975 noch etwa 25 Paare. Und dies ist nur ein Beispiel für den dramatischen Verlust vieler Arten auf Grund des Wegfalls der Lebensräume.
Daher hat die grüne Kreistagsfraktion im Juni eine Große Anfrage mit 30 Fragen zur Beantwortung an den Kreisausschuss gestellt. Darin möchten die Grünen wissen, wie sich die Artenvielfalt in den letzten 20 Jahren entwickelt und welche Kenntnisse der Kreisausschuss über den Zustand verschiedener Arten hat. Außerdem wird nach der Qualität von Bächen und Seen sowie dem Grundwasser gefragt.
Da der Schutz der Artenvielfalt auch durch verschiedene Maßnahmen gefördert werden kann, interessiert dabei, in welcher Höhe Fördergelder beantragt wurden und wie hoch Anzahl und Umfang von Projekten im Rahmen der Biodiversitätsstrategie im Vergleich zu anderen hessischen Landkreisen sind.
Gefragt wird auch, wie der Kreis die Einwohner über individuelle Möglichkeiten zum Artenschutz, beispielsweise in Garten oder auf dem Balkon oder durch ökologisches Einkaufsverhalten informiert.
Der ökologische Landbau ist ein wichtiger Ansatz in der Erhaltung der Artenvielfalt. Deshalb wollen die Grünen wissen, wie sich dieser in den letzten Jahren entwickelt hat und durch welche Maßnahmen die Zielmarke von 25 Prozent Flächenanteil erreicht werden kann. Auch der hohe Pestizidverbrauch der konventionellen Landwirtschaft wird hinterfragt und nach konkreten Maßnahmen des Landkreises gefragt, diesen zu vermindern. Denn großflächig eingesetzte, hochwirksame Insektengifte sind mit hauptverantwortlich für das Insektensterben.
Die Antworten auf die Fragen werden zeigen, wie unser Landkreis in Sachen Biodiversität aufgestellt ist und wo dringender Handlungsbedarf besteht.
„Eine reiche Naturausstattung und gesunde Umweltbedingungen sind elementar für die Lebensqualität der Menschen und machen den Landkreis attraktiv für Besucher aus ganz Deutschland“, so der umweltpolitische Sprecher der Fraktion Dr. Peter Koswig gespannt auf die Antworten aus dem Kreishaus wartend.